Fluten und Flammen

9. Juni 2024, 20:00 Uhr, Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin

Von den Fluten des rauschenden Baches und den Flammen heidnischer Hexenfeuer erzählt der Chor des Jungen Ensembles Berlin im dritten Teil ihres Mendelssohn-Zyklus‘: Nach „Elias“ und „Paulus“ präsentiert das Ensemble gemeinsam mit den preisgekrönten University of Louisville Cardinal Singers und der Kammersymphonie Berlin am 9. Juni im Kammermusiksaal der Philharmonie die Psalmkantate „Wie der Hirsch schreit“ sowie die Vertonung von Goethes Ballade „Die erste Walpurgisnacht“. Die Soloparts übernehmen Jelena Banković, Elisabeth Stützer, Magnus Dietrich und Dionysios Avgerinos. Dazwischen erklingt Mendelssohns kurze Konzert-Ouvertüre „Die Hebriden“. Am Dirigentenpult stehen Vinzenz Weissenburger (Junges Ensemble Berlin) und Dr. Kent E. Hatteberg (University of Louisville Cardinal Singers).

„Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir“ – vielleicht war Felix Mendelssohn Bartholdy bei der Vertonung des 42. Psalms ja nicht nur durch seine tiefe Gottesfurcht inspiriert, sondern auch ein wenig durch die Liebe zu seiner frisch angetrauten Frau Cécile. Die Psalmkantate für Sopran, Chor und Orchester entstand größtenteils während ihrer Hochzeitsreise 1837 und wurde am 1. Januar 1838 im Leipziger Gewandhaus uraufgeführt. Im Frühjahr desgleichen Jahres erfolgte dann die überarbeitete, endgültige Fassung, die bereits zu Mendelssohns Lebzeiten häufig aufgeführt wurde. Das Werk sei „die höchste Stufe, die er als Kirchenkomponist, ja die neuere Kirchenmusik überhaupt, erreicht hat“, urteilte Robert Schumann und sogar der äußerst selbstkritische Komponist selbst schätzte es als eine seiner besten Kirchenkompositionen ein. Der zentrale Gedanke der Zuversicht und des Vertrauens auf Gottes Hilfe in schwierigen Zeiten sind die Leitmotive der Kantate, die bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren haben und in der groß angelegten, gewaltigen Fuge „Harre auf Gott“ des Chors ihren Höhepunkt findet.

Weniger gottesfürchtig geht es bei Mendelssohns „Die erste Walpurgisnacht“ zu, eine Vertonung der gleichnamigen Ballade von Johann Wolfgang von Goethe. Dramatisch und äußerst plastisch wird der Konflikt zwischen der alten, heidnischen Gemeinschaft und den Vertretern des neuen christlichen Glaubens geschildert, zwischen Glaube und Aberglaube auf beiden Seiten. Goethes weisen Text über religiöse (In)Toleranz übersetzte Mendelssohn in eine außergewöhnliche Chorkantate, die zu seinen Hauptwerken gehört und erst nach Goethes Tod im Januar 1833 in der Sing-Akademie zu Berlin uraufgeführt wurde. Der selbstkritische Komponist war mit dieser ersten Fassung jedoch nicht zufrieden, hielt sie zurück und entschloss sich zehn Jahre später zu einer umfassenden Überarbeitung. Diese zweite Fassung erklang erstmals im Februar 1843 im Leipziger Gewandhaus, und nun auch am 9. Juni in der Philharmonie Berlin.

Zwischen diesen beiden explosiven Chorwerken interpretiert die Kammersymphonie Berlin Mendelssohns Konzert-Ouvertüre „Die Hebriden“. Der Name bezieht sich auf eine vor der Nordwestküste Schottlands gelegene Inselgruppe mit der berühmten Fingalshöhle, die der Komponist bei einer Reise nach England und Schottland 1829 besuchte und auch zeichnete. Vom spektakulären Anblick der hohen Basaltsäulen, die noch heute den Eingang zur windumtosten Meeresgrotte säumen ergriffen, skizzierte Mendelssohn noch am selben Tag die Anfangstakte eines neuen Werkes in einem Brief an seine Familie, „um zu verdeutlichen, wie seltsam mir auf den Hebriden zu Muthe geworden ist“. Vier Jahre später wurde nach mehrmaliger Überarbeitung das besonders in Großbritannien beliebte Werk in Berlin uraufgeführt.

Programm

Felix Mendelssohn-Bartholdy:

Wie der Hirsch schreit op. 42

Die Hebriden

Die 1. Walpurgisnacht op. 60

Künstlerische Leitung

Vinzenz Weissenburger und Dr. Kent E. Hatteberg

Musikalische Partner

Kammersymphonie Berlin
University of Louisville Cardinal Singers
Jelena Banković – Sopran
Elisabeth Stützer – Alt
Magnus Dietrich – Tenor
Dionysios Avgerinos – Bass

Termin und Ort

9. Juni 2024, 20:00 Uhr (Einlass ab 19:00)

Kammermusiksaal der Philharmonie Berlin
Herbert-von-Karajan-Straße 1
10785 Berlin

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