Helden

Samstag, 24. März 2018, 19 Uhr, Großer Sendesaal des RBB, Berlin

Das Bedürfnis nach Helden scheint so alt wie die Menschheit.

 

Wir wagten eine musikalische Annäherung und begaben uns am 24. März 2018 auf die mythischen Pfade antiker Helden. Besonderer Höhepunkt des Konzertes war die Uraufführung „Minotaurus – Mein halber Bruder“ des zeitgenössischen Berliner Komponisten Frank Schwemmer.

 

Der Komponist selbst hielt um 18 Uhr einen Einführungsvortrag zu seinem Werk. Diese Einführung fand im Foyer des Sendesaals statt, wo auch Snacks und Getränke erworben werden konnten.

 

Zudem erklangen an diesem Konzertabend die Orchesterouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“ von Ludwig van Beethoven, das „Schicksalslied“ von Johannes Brahms sowie Auszüge aus Max Bruchs „Odysseus“.

 

Mitwirkende

 

Jelena Bankovic – Sopran
Maria Hilmes – Mezzosopran
Maximilian Krummen – Bariton
Kammersymphonie Berlin
Chor des Jungen Ensembles Berlin
Vinzenz Weissenburger – Musikalische Leitung

 

Helden im postheroischen Zeitalter?

 

Helden gab und gibt es ringsum. Die meisten von uns träumen davon, auch einmal selbst Held oder Heldin zu sein. Was macht einen Helden aus? Ist die Sehnsucht nach Helden im postheroischen Zeitalter verschwunden? Vielleicht charakterisieren einen modernen Helden aber auch ganz andere, gewaltfreie Eigenschaften – Solidarität, Zivilcourage, Kampfgeist und gesellschaftliche Verantwortung.

 

Urheber menschlicher Zivilisation

 

Beethovens „Geschöpfe des Prometheus“: Die heroische Tat des Prometheus, die flammende Idee der Freiheit, den feurigen Elan einer Welt und Menschheit begeisternden Mission übersetzt Beethoven anschaulich in eine freudestrahlende C-Dur-Ouvertüre – in die Macht der Musik, die den Verstand erhellt und die Herzen entzündet!

 

Traditionalist und Wegbereiter

 

In Brahms „Schicksalslied“ stehen sich die göttlichen und menschlichen Existenzen unvermittelt gegenüber – die geborgene „Welt der Himmlischen“ und die schicksalhafte Ruhelosigkeit des Menschendaseins sind mit einer unfassbaren Schärfe auskomponiert. Man kann sie spüren – diese Brahm‘sche Affinität zum Schicksalhaften mit dem festen Glauben an die Sinnhaftigkeit menschlicher Existenz.

 

Schwemmers sagenhaftes Ungeheuer in der Gegenwart

 

Für den Chor des Jungen Ensembles Berlin hat der Berliner Komponist Frank Schwemmer ein ganz neues Werk geschaffen: „Minotaurus – Mein halber Bruder“. Schwemmers moderne zehnminütige Vertonung über das sagenhafte Ungeheuer besticht durch seine lautmalerische Energie. Der Zuhörer wird von dieser unfassbaren klanglichen Unmittelbarkeit regelrecht eingesogen. Schwemmers Werke fanden den Weg auf zahlreiche Bühnen im In- und Ausland, etwa an die Deutsche Staatsoper am Rhein, das Badische Staatstheater Karlsruhe, Die Norwegische Nationaloper Oslo, das Opernhaus Zürich, die Komische Oper Berlin und das Theater Erfurt.

 

Botschafter gesellschaftlicher Zeitpolitik

 

Das Konzert schließt mit Bruchs „Odysseus“. Er vertont nicht nur den Helden einer griechischen Sage, sondern der Irrfahrende wird vor dem historischen Hintergrund zum Botschafter der gesellschaftlichen Zeitpolitik. Die, die heute auf demselben Meer ihr Leben aufs Spiel setzen, sind auf der Flucht aus ihrer Heimat in Vorderasien oder Afrika. Odysseus dagegen überwand vor 3000 Jahren zehn Jahre lang hartnäckig ein Hindernis nach dem anderen, um in seine vertraute Heimat Ithaka zurück zu gelangen. Bruch lotet den Mut der Suchenden musikalisch in ihrer großen Tiefe und mit all ihren Nuancierungen aus und ist damit überraschend aktuell.